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Venedig – und immer wieder die Stille (Teil 1)

  • Autorenbild: Elvira Schmidt
    Elvira Schmidt
  • 9. Nov.
  • 3 Min. Lesezeit
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Die Serenissima und die Stille?

Ist das nicht ein Widerspruch in sich, wenn man an die Touristenmassen auf dem Markusplatz und an der Rialtobrücke denkt. Wenn man von Tageseintritt und Overtourism hört?


„Man müsste sich eine Mehrtageskarte für die Vaporetti kaufen und einfach die Inseln abfahren. Allein das, würde schon reichen.“

Diesen Satz fand ich in meinen Aufzeichnungen über meine bisherigen Venedigreisen.

Und genau das, habe ich dieses Jahr Ende September gemacht.

 

Fahrrad, Filmpalast, Thomas Mann und menschenleere Strände

Wie immer mache ich Station auf dem Lido. Diesmal in einem Hotel, das auch Fahrräder zur freien Nutzung anbietet. Es entstammt der Epoche des Liberty Style, der italienischen Ausprägung des Jugendstils, so erfahre ich. Es ist nicht weit von der Haupt Vaporetto Station Santa Maria Elisabetta entfernt und man kommt in ein paar Minuten an den Bluemoon Beach.

Sicher, man hätte auch ein paar Euro weniger bezahlen können, aber irgendetwas an dem „Hotel delle Palme“, flüstert mir zu es zu besuchen. Kennt Ihr das? Man steht vor einer Entscheidung etwas zu buchen, liest ein paar Rezensionen und hält etwas inne. Aber für den endgültigen Impuls gilt es letztendlich auf sein Gefühl zu hören.


Das Fahrrad wartet unter Palmen im wunderschönen Garten

Wir müssen uns erst etwas aneinander gewöhnen und zusammenfinden, das Damenrad und ich. Dann stehe ich auf einmal direkt vor dem schmiedeeisernen riesigen Tor des Hotel de Bains. Gestern hatte ich beim Schwimmen am Bluemoon Beach (21 Grad Wassertemperatur in einem pastellfarbenen Meer) schon den düsteren Koloss aus der Ferne betrachtet.

Jetzt blicke ich, beobachtet von einer Kamera, durch die Gitterstäbe des riesigen schmiedeeisernen Tores und sehe auf einmal, wie sich die Zeit zurückdreht. Die Fassade erneuert sich, das Haus ist warm beleuchtet, Bedienstete gehen gemessenen Schrittes mit Tabletts umher, Geschirr und Gläser klimpern. Ich bekomme wirklich Gänsehaut. Was muss das für ein imposantes Haus gewesen sein? Welche illustren Gäste verbrachten hier den Sommer? Welche unzähligen Geschichten wurden hier verwoben?

Natürlich hat Thomas Mannn´s Novelle „Tod in Venedig“ und später Viscontis gleichnamiger Film dieses Haus unsterblich gemacht. Der „Englische Patient“ wurde hier gedreht…umso unfassbarer ist es, dass es seit 2010 nur noch mit leeren dunklen Fensteraugen auf den Lido blickt.

Nachdem ich mich losgerissen habe, taucht nach kurzer Zeit ein weißes, langegestrecktes Gebäude auf. Es ist der Filmpalast "Mostra internazionale d´arte Cinematografica", wo alljährlich die „Goldenen Löwen“ verliehen werden. Auch hier herrscht Stille und Beschaulichkeit. Und auch hier belebt sich in meiner Vorstellung das Gebäude und Momentaufnahmen mit Stars und Sternchen und Iconen des Filmgeschäftes werden vor mein inneres Auge gespült.

Überhaupt stolpert man hier von einem bedeutenden Ort zum nächsten, denn nur einen Steinwurf weiter befindet sich das wirklich imposante 5 Sterne Hotel Excelsior im Neomaurischen Stil. Dort spielte ein Teil des Filmes „Altweibersommer“ (Gastauftritt Josef Hader), den ich erst vor ein paar Wochen im Kino gesehen hatte.


Kurz hinter dem Hotel Excelsior scheint die Straße auf einmal zu enden

Doch ich hatte das Glück, dass mich ein Moutainbikefahrer kurz vorher überholt hatte und dieser fuhr jetzt einfach ganz selbstverständlich weiter, auf einem sehr engen Weg, von dem ich mir nicht sicher war, ob dort das Radfahren wirklich erlaubt sind.

Um es kurz zu machen: ich radelte kilometerlang am Wasser entlang. Das Meer unterhalb tost und tobt heute, die rote Flagge wurde heute früh gehisst. Am Strand immer wieder kleine, selbstgebaute Hütten und Freisitze, wo hier und da auch eine Piratenflagge weht.  Weites Land, Dünenland, Tanker und Schiffe am Horizont. Am Ende des Weges, stelle ich mein Fahrrad ab und gehe zu Fuß weiter. Eine große Tafel, weist ein WWF Naturschutzgebiet aus. Es gibt einen Wachturm für die Salvataggio und im Sommer werden hier wahrscheinlich viele Einheimische baden.

Jetzt jedoch, bin ich ganz allein, suche Muscheln,, lasse mich vom Wind umtosen und fühle mich unglaublich beschenkt hier allein sein zu können und mir vorzustellen, dass nicht weit weg von hier die „Serenissima“ unter dem „overtourism“ ächzt. Unfassbar!


Und… ich finde ein wunderschönes Holzfundstück...

das ich mitnehmen werde in mein Atelier jenseits der Alpen. Und wer weiß, was es mir dort zuflüstern wird.

.

Ihr wollt wissen, was es sonst auf dem Lido zu entdecken gibt?

Ihr wollt mit mir in der Finsternis über den Markusplatz gehen?

Ihr wollt mich auf die Toteninsel San Michele begleiten?

Dann ... seid gespannt auf den nächsten Teil.

.


 
 

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